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Technische Hilfeleistung

Autounfall

Technische Hilfeleistung (TH) ist einer der wichtigsten Bereiche in der heutigen Feuerwehrarbeit und dient der Rettung und dem Schutz vor Gefahren die u.a. aus Unfällen, Überschwemmungen oder umgestürzten Bäumen entstehen. Am häufigsten wird die technische Hilfeleistung bei Verkehrsunfällen benötigt, bei denen Personen in ihren deformierten Fahrzeugen eingeklemmt sind. Um die Verletzten aus dem Wagen zu befreien werden in erster Linie Rettungsspreizer und -Schere, sowie Hydraulikzylinder eingesetzt.


Aufbau Verkehrsunfall mit Menschenrettung

(Die beschriebene Rettung basiert auf der Standarteinsatzregel der Feuerwehr Ihringen)

Geräteablegefolie

An der Einsatzstelle eingetroffen, klärt der Gruppenführer zusammen mit dem leitenden Notarzt den Zugang und die Befreiung der verletzten Person(en) aus dem Unfallfahrzeug. Parallel wird durch die Mannschaft die Unfallstelle abgesichert und die Rettungsgeräte auf einer Geräteablegefolie bereitgelegt. Durch den Maschinist wird der Stromerzeuger im Fahrzeug eingeschaltet, der den Strom zum Betrieb des Hydraulikaggregats (Umformer) liefert. Außerdem können bei Dunkelheit auch die Halogenstrahler damit betrieben werden, um die Unfallstelle ausreichend auszuleuchten. Der Stromerzeuger und der Umformer können auch aus dem Fahrzeug genommen werden um näher an die Unfallstelle zu gelangen, sollten aber außerhalb der Gefahrenzone und in der Reichweite des Maschinisten bleiben.

 

Rettungsschere/Spreizer mit Umformer

Über eine Kabeltrommel wird die Verbindung zur Umformer aufgebaut. Entfällt aber wenn beide Geräte im Fahrzeug verbleiben, da sie über eine Festleitung miteinander verbunden sind. Der Umformer liefert den zum Betrieb des Spreizers und der Schere nötigen Öldruck von ca. 600 bar. Über einen Hebel kann der Betriebsdruck entweder dem Spreizer oder der Schere zur Verfügung gestellt werden. Spreizer und Schere können gegebenenfalls abgekuppelt und gegen Hydraulikzylinder und Pedalschneider getauscht werden. Die Bedienung der Aggregate übernimmt der Maschinist. Der verstärkte Angriffstrupp (Angriffstrupp und Melder) sichert das Fahrzeug gegen Wegrollen und versuchen im Anschluss sich einen Zugang in das Fahrzeuginnere zu schaffen.

 

Innerer Retter

Gelingt dies, wird sich der Melder (Innerer Retter) um die eingeklemmte(n) Person(en) kümmern. Gegebenenfalls auch die Insassen mit Folie gegen splitterndes Glas usw. abdecken. Zur Aufgabe des "Inneren Retters" gehört auch die innere Erkundung des Fahrzeuges um nach versteckten, nicht ausgelösten Airbags zu suchen. Diese bergen die Gefahr, im Nachhinein noch auszulösen und die Retter zu verletzen. Im Außenbereich ist inzwischen auch der doppelte  Brandschutz mittels einer Schnellangriffsleitung und einem Feuerlöscher sichergestellt.


Fahrzeug öffnen
Fahrzeug unterbauen

Bevor ein Fahrzeug mit Hydraulikgerät geöffnet wird, muss es an vier Punkten sicher unterbaut, und die Luft aus den Reifen entfernt werden. So wird ein sicherer und fester Stand gewährleistet. Die Fahrzeugscheiben werden bis auf die Frontscheibe mit Klebefolie abgeklebt und dann mit einem Dorn gesplittert. Die Scherben haften an der Folie und können fast vollständig vom Fahrzeug entfernt werden. Die Frontscheibe besteht aus Verbundglas und kann meist in einem Stück entfernt werden. Um eine Wagentür zu öffnen die sich verklemmt hat, werden die Arme des Spreizers in die Öffnung zwischen Tür und Rahmen gedrückt und dann der Spreizer geöffnet. Der Spreizer wird solange geöffnet, wieder geschlossen und weiter in die Öffnung hineingeschoben, bis die Tür aufgeht.

 

Rettung über abgenommenes Dach

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den Spreizer zwischen unterem und oberem Fensterrahmen zu bringen und zu öffnen. Daraufhin wird das Schloss vom Rahmen weggezogen und die Tür kann geöffnet werden. Sollte sie noch nicht aufgehen, muss der Spreizer noch einmal am Schloss angesetzt werden. Über die geöffnete(n) Türe(n) kann sich nun der Notarzt schon besser um den Verletzten kümmern. Um Fahrzeuginsassen möglichst schonend aus dem Fahrzeug zu befreien, ist es meist notwendig das Fahrzeugdach zu entfernen. Mit der Rettungsschere werden die sogenannten A-/B- und C-Säulen durchgeschnitten. So kann das Dach mit vier Helfern abgenommen werden.

 

Rettungszylinder einsetzen

Sollte nun noch der Fahrer mit den Füßen unter den Pedalen eingeklemmt sein, besteht die Möglichkeit mit dem Pedalschneider, das ist die kleinere Bauart der Rettungsschere, die Pedale verformungsfrei durchzutrennen. Bei Frontalzusammenstößen wird in den meisten Fällen das Armaturenbrett mit Lenkrad bis zum Fahrer hin eingedrückt. In dieser Situation kommt der Rettungszylinder zum Einsatz. Dieser wird im unteren Bereich der B-Säule und des Armaturenbretts eingesetzt. Mit seiner Kraft wird Fahrzeugvorderteil vom Fahrer weggedrückt.  Bei jeder Arbeit mit den Hydraulikgeräten ist immer auf erschütterungsfreies Arbeiten am Fahrzeug zu achten.


Personenrettung
Rettung mit Spineboard

Ist der verunfallte Insasse von allen Seiten frei zugänglich und nicht mehr eingeklemmt, wird in den meisten Fällen auf Anordnung des Arztes der Sitz in eine fast waagerechte Position gebracht. Nun kann unter die Person ein so genanntes Spineboard geschoben werden. Dieses flache Rettungsbrett ist rundum mit Griffen und Befestigungsmöglichkeiten für Gurte versehen. Auf diesem Brett kann jetzt der Patient aus dem Auto über das Fahrzeugheck herausgezogen werden und vollends dem Rettungsdienst übergeben werden.

 

Unfall am Baum

Zum Leid der Feuerwehr ist jedoch nicht jeder Verkehrsunfall nach diesem recht einfachen Schema abzuwickeln. Nicht selten liegen Fahrzeuge auf dem Dach oder sind sprichwörtlich um einen Baum gewickelt. So muss der Gruppenführer jede Situation und immer in Absprache mit dem leitenden Notarzt auf das Neue meistern. Auch brennende oder mit Gefahrgut beladene Fahrzeuge erfordern eine andere Vorgehensweise der Personenrettung wie oben beschrieben.